Sorgen um die westliche Meinungsfreiheit machen sich Edmund Stoiber und Charlotte Knobloch:
Deutsche Kinos dürfen kein Ort für Progaganda sein. Dieser Meinung ist die stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch. Sie appelliert an die
Kinobetreiber, den türkischen Film "Tal der Wölfe" umgehend aus dem Programm zu nehmen. Wer diesen Streifen zeige, unterstütze den Hass auf jüdische Menschen und die Attacken auf Werte der westlichen Zivilisation. Die Darstellung amerikanischer Soldaten als Killermaschinen sei unverantwortlich, betonte Frau Knobloch. (Deutschlandradio)
CSU-Chef Edmund Stoiber hat gefordert, dass der türkische Film «Tal der Wölfe» in Deutschland nicht mehr gezeigt werden solle. «Dieser unverantwortliche Film fördert nicht die Integration, sondern sät Hass und Misstrauen gegen den Westen», sagte der bayerische Ministerpräsident laut «Bild am Sonntag». «Tal der Wölfe» spielt während des Irak-Kriegs uns zeigt eine andere Sicht als die der US-Besatzer.
Der Film wolle zu einem Kampf der Kulturen führen und spiele den Radikalen in die Hände, vermutet Stoiber «Ich fordere die Kinobetreiber in Deutschland auf, diesen rassistischen und antiwestlichen Hass-Film sofort abzusetzen.» (N24)
Welches Medium würde sich auch besser eignen als die Bild-"Zeitung" um gegen Menschenverachtung, Rassismus und Haß-Propaganda aufzutreten?
Noch bevor das bajuwarische Hirnederl, verhinderter Bundeskanzler und Superminister, seine Version der westlichen Werte, die es gegen die islamistische Intoleranz zu verteidigen gilt, im Fachblatt für Busen und Bibel absonderte, kommentierte die "junge Welt" die Kampagne gegen den türkische Erfolgsfilm:
"Der türkische Film hat die US-Besatzung im Nordirak zum Thema und erinnert im Vorspann an eine reale Begebenheit aus dem Krieg gegen den Irak, als türkische Soldaten mit Säcken über den Kopf von den Amerikanern abgeführt wurden. Im Tal der Wölfe findet die Vergeltung statt. Kämmerling schreibt [in der FAZ]: »Die Amerikaner erscheinen fast ausnahmslos als zynisch-sadistische Killer, denen ein Menschenleben keinen Pfifferling wert ist, die buchstäblich mit Kanonen auf Spatzen schießen und die unschuldige Zivilbevölkerung massakrieren. In einer Schlüsselszene richten sie ein Blutbad unter einer arabischen Hochzeitsgesellschaft an und setzen damit selbst die Haßspirale der Selbstmordattentate in Gang.« Es ist offenbar der hohe Realitätsgehalt des Films, der als ganz besonders anstößig, ja als »rassistisch-antiamerikanisch, antichristlich und antisemitisch« empfunden wird.
...Das »Tal der Wölfe« ist aber nicht nur antiamerikanisch und antichristlich, sondern auch antisemitisch. Obwohl der Kritiker nichts anzuführen weiß, was den Antisemitismus-Vorwurf belegen könnte. Außer einer »skandalösen Einstellung« im Film, die zeigt, wie lebenden Einheimischen entnommene Organe nach London, New York und Tel Aviv gehen. Doch es hat sich im hiesigen Diskurs eben so eingebürgert, daß alles, was antiamerikanisch ist, auch antisemitisch zu sein hat. Oder überhaupt: jede Haltung, die sich gegen die westliche Vorherrschaft richtet." (junge Welt, 18.2.2006)
Unser Tipp: Ansehen!
Was FAZ, Stoiber und Knobloch in Rage bringt, kann so schlecht nicht sein.
Kurtlar vadisi Irak - Valley of the Wolves
Jetzt schreibt auch Jürgen Elsässer:
Der türkische Actionfilm »Das Tal der Wölfe« liefert der Friedensbewegung gute Munition
...Der Film transportiert eine mächtige Botschaft: Die Türkei, während des Kalten Krieges ein NATO-Kettenhund gegen die Sowjetunion, ist nach deren Untergang zu einem Hindernis für die US-Politik geworden. Der Aggression gegen den Irak 2003 verweigerte sich Ankara. Deswegen spielen die Kriegsbrandstifter in Washington jetzt die kurdische Karte gegen die Türkei – und bekommen dabei objektiv Rückendeckung durch die Reste der PKK-freundlichen Solidaritätsbewegung hierzulande.
Jede Partei, die sich die Message dieses Filmes zu eigen macht, wird die nächsten Wahlen in der Türkei gewinnen, schrieb die Tageszeitung Hürriyet. Die Menschen zwischen Istanbul und Diyarbakir wollen offensichtlich nicht weiter das Kanonenfutter der US-Armee sein. Ihre Verwandten in Deutschland, das zeigt der Erfolg des Blockbusters, sehen das genauso. Müßte die Friedensbewegung nicht endlich versuchen, mit ihnen in direkten Kontakt zu kommen? Der Film bietet die Möglichkeit dazu. Jeder Kriegsgegner sollte ihn sehen. Jede Initiative sollte Flugblätter vor den Kinos verteilen, möglichst zweisprachig, und zu Diskussionsveranstaltungen einladen. In kleineren Städten, wo »Tal der Wölfe« nicht gezeigt wird, könnte man eigene Vorführungen organisieren – Videokopien werden sich auftreiben lassen. Nicht immer über sie, sondern endlich mit den Moslems zu reden, sich kennenzulernen und sich durchaus auch die Meinung zu sagen – das ist das beste Mittel gegen den Kampf der Kulturen, den die Neoliberalen zur Vorbereitung des vierten Weltkriegs entfesselt haben."