Wolfgang Freisleben: Das Tor zur Hölle. Israels Gewaltpolitik im Kolonialkrieg um Palästina
ca. 400 Seiten, Hardcover mit Umschlag, 25.- Euro
Ibera-Verlag, Wien 2005
Dieses Buch eines etablierten österreichischen Journalisten faßt in beeindruckender Weise die Gewaltherrschaft, den Terror und die Heuchelei des zionistischen Gebildes in Palästina zusammen. Freisleben beschreibt die täglichen Schikanen, denen die angestammte Bevölkerung Palästinas durch die Besatzer ausgesetzt ist, ebenso wie die "außergewöhnlichen" Massaker, die an den entscheidenden Punkten der israelischen Landnahme gezielt an dieser verübt wurde. Er gibt einen Abriß der terroristischen Biographien zionistischer Staatschefs, ausführlich auch den blutigen Werdegang "Arik" Scharons, des Schlächters, den uns die Medien nun als Heiligen im Koma zu präsentieren versuchen. Er weist auf die noch über alle Schrecknisse hinausgehenden Völkermordpläne hin, die aufgrund der "demographischen Bedrohung" von den Zionisten ernsthaft diskutiert werden. Als Besonderheit kann noch ein Kapitel über die kaltblütige Versenkung des US-Kriegsschiffs "Liberty" durch den "verlässlichsten Freund der USA" gelten. Was bei diesem in gehobener Journalistensprache verfaßten Buch (es handelt sich also nicht um eine wissenschaftliche Analyse) auffällt, ist, daß sich Freisleben fast ausschließlich auf jüdische Quellen - antizionistische Linke und Orthodoxe, mehr aber noch linkszionistische "Tauben" - stützt. Die bekannten und zuverläßigen "Haaretz"-Journalisten Gideon Levy und Amira Hass, die Professoren Avit Schlaim und Baruch Kimmerlich, die Aktivisten Jeff Halper und Uri Avnery, aber auch den Mossad-"Verräter" Victor Ostrovsky, den verstorbenen, aber unvergessenen Israel Shahak, und viele mehr. Palästinensiche oder allgemein arabische Stimmen kommen praktisch nicht zu Wort. Dies soll wohl die Glaubwürdigkeit des Buches erhöhen und gegen den Vorwurf des Antisemitismus immunisieren, der natürlich so sicher wie das Amen im Gebet kommt, auch wenn man das Buch mit einem Erich-Fried-Zitat eröffnet und einer längeren Analyse von Lev Grinberg (Ben-Gurion-Universität) abschließt. Was heißt "auch", gerade dies bringt zionistische Haudegen in Rage, wie bereits die erste einschlägige Besprechung "dieser antisemitischen Schmähschrift" beweist, die sich des langen und breiten über "innerjüdische" Lieblingsfeindbilder ausläßt, die gerade mit nebensächlichen Sätzen zitiert wurden. Norman Finkelstein hat in "Palästina. Ein Bericht über die erste Intifada" ausführlich über seine Rolle als Jude reflektiert, die er als Sprachrohr für das Leiden der Palästinenser einnimmt, deren Leiden und zerstörte Lebensperspektiven ohne einem solchen gar nicht wahrgenommen werden würde, weil die internationale Öffentlichkeit schlicht weghört, um sich nicht den Vorwurf des Antisemitismus auszusetzen. Solange dieser ideologische Mißbrauch der jüdischen Opfer der europäischen Verfolgung für die Rechtfertigung der kolonialistischen Verbrechen an den Arabern durch die im Geist des europäischen Nationalismus geformten Zionisten fortgesetzt wird (Thema des neuesten Werks von Finkelstein, "Antisemitismus als politische Waffe"), wird kaum ein Buch eines Nicht-Palästinensers dieser Ambivalenz entgehen, und dies kann daher den mutigen Werken, wie es "Das Tor zur Hölle" ist, nicht angelastet werden. Es wäre dennoch zu hoffen, daß neben den zahlreichen verdienstvollen Werken jüdischer Autoren und Werken nichtjüdischer Autoren, die sich primär auf diese zionismuskritischen jüdischen Quellen stützen, sich endlich Verlage auch getrauen, Araber selbst zu Wort kommen zu lassen. Es gibt nämlich eine ganze Reihe palästinensischer Schriftsteller und Journalisten, die das Leid ihres Volkes authentisch zur Sprache bringen.
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